venerdì 13 aprile 2012

Robert Macht – der Brückenbauer



Wer war Robert Macht? Ein Deutscher, ein Pole – nein, ein Masure! Robert Macht, geboren am 24. Januar 1881 in Rostken, Kreis Johannisburg in Ostpreussen (für alle, die es nicht wissen oder besser wissen wollen: das war die durch den Versailler Vertrag vom Deutschen Reich abgetrennte Enklave zwischen Litauen und Polen). Dieser Teil Ostpreussens wird auch als Masuren bezeichnet, dem Land der dunklen Wälder und kristallklaren Seen. Dort wächst Robert Macht auf, als Sohn eines Dorfwirts. Als er die Wirtschaft vom Vater übernehmen soll, ergreift er die Flucht. Er will nicht Schankwirt werden, er will Ingenieur sein. Als 18jähriger kommt er nach Bromberg, lernt Polnisch und wird Kreis-Wiesenmeister. Seine Aufgabe: Er legt die sumpfigen Wiesen längs der Flüsse trocken und verwandelt sie in fruchtbare Talauen. Doch das reicht ihm nicht, er studiert erfolgreich in Eigenregie Hoch- und Tiefbau.
Sein Studium führt ihn nach Straßburg, wo er ein eigenes Büro für Hoch- und Tiefbau installiert. Seine Leidenschaft gilt dem Brückenbau. Er heiratet in Straßburg Katharina Albrecht aus Saratow  (ehemals  Deutsche Wolgarepublik in Russland). Dann kommt der Erste Weltkrieg und danach ist Straßburg französisch – Deutsche müssen raus. Die junge Familie Macht erwartet das erste Kind und wird ausgewiesen, muss Hab und Gut zurücklassen. Wohin? Die Regionen des Deutschen Reichs wollen die Flüchtlingsfamilie nicht aufnehmen, die Machts müssen nach Ostpreussen. So kehrt Robert Macht nach Masuren zurück.
Auch in Ostpreussen sind die Auswirkungen des Versailler Vertrags spürbar. Industrie und Handel sind zerstört, die Bevölkerung leidet unter Hunger, es gibt zu viele Arbeitslose und zu wenig Arbeit. Der Ingenieur versucht Brücken zu bauen, denn viele wurden durch den Einmarsch der Russen im 1. Weltkrieg zerstört. Doch die Bezahlung durch die Regierung von Ostpreussen erfolgt Monate später – zu spät, denn der Wert des Geldes ist beim Empfang bereits von der Inflation aufgefressen. Robert Macht arbeitet als Tagelöhner im Wald, rodet Stubben. Er verdient etwas,  aber das Geld reicht nur für das Notwendigste – es ist zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel. Robert Macht kauft sich von dem wenigen Geld juristische Bücher, studiert in den Nächten Jura und betätigt sich bald als Rechtsberater. Er hilft den masurisch sprechenden Bauern bei ihren  Rechtsangelegenheiten, baut ihnen sprachliche Brücken zu den deutschsprechenden Verwaltungen und Gerichten, formuliert den Schriftverkehr zu den Prozessen – und gewinnt sie alle. Und: Er lernt die Masuren kennen wie kein anderer, weiß um ihre Nöte, Bedürfnisse und Erwartungen. Er wird bekannt, nicht nur auf dem Land, sogar in Königsberg schätzt man sein Können.
Der Brückenbauer engagiert sich in der Politik. Er will nun auch andere Brücken bauen – soziale Brücken – in der multiethnischen Region Masuren. In Masuren leben Deutsche, Masuren, Polen, Litauer und Russen. Er tritt der Masurischen Vereinigung bei, der Partei der Masuren, die die masurische Bewegung vertritt, wird Kandidat bei den Landtags- und Reichstagswahlen. So kommt er auch in Kontakt mit Polen, die nach dem verlorenen Plebiszit 1920 die Masurisch sprechende Bevölkerung betreuen. Er lernt den polnischen Konsul in Lyck (heute Elck) kennen. Als mit der Eisenbahn er von einem Besuch in Lyck nach Hause fährt, bieten ihm zwei Polen – welch ein Zufall – eine gut bezahlte Stellung an. Ein verführerisches Angebot: Er soll eine Bank leiten, die Polnische Bank in Ortelsburg (heute Szczytno). Macht kennt sich mit Zahlen aus, spricht Polnisch, Deutsch, Masurisch. Er nimmt das Angebot an, wird Bankdirektor.
Zwei Jahre braucht er, um zu erkennen, wem er die Stellung zu verdanken hat: zwei polnischen Agenten, die in Ostpreussen die kriegerische Eroberung der deutschen Ostprovinz vorbereiten, ein Netz des Terrors inszenieren sollen. Er erfährt bei den Konferenzen der Konsuln, dass die masurische Bewegung in Wahrheit eine Tarnorganisation der imperialistischen Politik und eine geheime Staatssache Polens ist, die sogenannte polnische Sache. Er erkennt, dass das Ostpreussen von sogenannten Aktivisten durchsetzt ist, die nur auf den Befehl aus Warschau warten, um das Land zu annektieren: den südlichen Teil für Polen, den nördlichen für Litauen. Polnische Propagandaschriften werden im Diplomatengepäck nach Masuren geschmuggelt. Das Geld für die Agitationsvorbereitungen fließt auch durch die Polnische Bank – sozusagen durch seine Hände. Macht erschrickt: er ist als Helfershelfer beteiligt. Das zeigt Wirkung: Er fühlt sich als Masure missbraucht für eine illegale polnisch-litauische Eroberungspolitik.
Robert Macht erkennt die Gefahr für Deutschland, für Ostpreussen, für seine Heimat Masuren – so wie er in Straßburg nicht französisch werden wollte, so wenig will er ein polnischer Masure werden. Macht wandelt die Polnische Volksbank in Ortelsburg, eine Genossenschaft, mit einer Abstimmung durch die Mitglieder in eine Masurische Volksbank um. Die polnischen Aktivisten und Geldgeber protestieren vor Gericht – vergebens. Dann verfasst er eine Denkschrift in der er seine Erfahrungen und Befürchtungen niederschreibt und in der er Täter, Drahtzieher und Geldgeber  der polnischen Terrororganisation beim Namen nennt.
Das alles geschieht 1928, das Deutsche Reich ist eine Demokratie, die sogenannte Weimarer Republik, regiert durch Sozialdemokraten (die Nazis haben noch keinen Einfluss auf die Politik in Ostpreussen).


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